Psychotherapie Ihrer Alkoholabhängigkeit

Was ist eine Suchterkrankung?

Freiwillige Abhängigkeit ist der schönste Zustand,

 und wie wäre der möglich ohne Liebe?

                                            Johann Wolfgang von Goethe

 

Goethe, der bekanntlich Staatsminister in Weimar war, mochte die Tabakraucher nicht. Umso lieber hat er Wein getrunken, des Öfteren auch zu viel davon. Höchstwahrscheinlich hat er dann zu viel Wein konsumiert, wenn er unter seinen Depressionen litt, die ihn Zeit seines Lebens immer wieder einmal quälten. Bekanntlich war er in jungen Jahren selbstmordgefährdet, wobei er sich durch Sublimierung, wie Freud dies später bezeichnete, therapierte, indem er künstlerisch tätig war. Seine wohl größte suizidale Krise hatte er, bevor er den Werther schrieb. Er lebte weiter, während sich etliche seiner Leser das Leben nahmen. Der Staatsminister Goethe war in dem kleinen Weimar den Blicken der Öffentlichkeit ständig ausgesetzt. In unserer Zeit sieht man die Staatsminister selten direkt. Mitunter ergibt sich aber doch die Gelegenheit. Neulich konnte ich einen heutigen Staatsminister beobachten, der im Gegensatz zu Goethe das Tabakrauchen offensichtlich nicht verachtet. An einem schönen Spätsommertag sitze ich in Wiesbaden in einem Bistro bei einem Imbiss und auf der Terrasse mir gegenüber ein mir wohlbekannter 52-jähriger Staatsminister bei einem inoffiziellen Treffen. Hören kann ich nichts, aber seinen Umgang mit den Zigaretten ungehindert studieren. Wie er eine Zigarette behutsam aus der Schachtel nimmt, fast liebevoll, in den Fingern rollt, anschaut, das Feuerzeug in die linke Hand nimmt und die Zigarette endlich anzündet. Seine Augen leuchten für einen Moment auf, als er die Zigarette zwischen den Lippen hält, die somit seinen Mund im wahrsten Sinne des Wortes verschließt, während er seinem Gesprächspartner zuhört. Es war in der kurzen Zeit mindestens die fünfte Zigarette, der eigentliche, wahre Freund des Staatsministers. Zigarettensüchtig, denke ich. Süchtig nach Zigaretten und Selbstbestätigung, Macht und Karriere, wie so viele Politiker und wir letztendlich alle: Lebensangst, Berufsfrust, Wut, Erfolgsgier und Einsamkeit. Härte braucht man, um an die Spitze zu kommen. Ganze Teile der Persönlichkeit spalten sie ab, die Partei führt das Wort: Nachdenken über Niederlagen Selbstzweifel werden abgewehrt. Schuld ist der Andere, Omnipotenzvorstellungen bestimmen das Selbstbild. Eine emotionale Verarmung ist die Folge, von ihnen selbst nicht mehr wahrgenommen. All das wird durch die Zigarette unter Verschluss gehalten, zugedeckt, künstliches Wohlgefühl erzeugt, aber innen tobt die Aggression. Die Realität wird als unerfüllt und bedrohlich erlebt, defizitär; er raucht gleichermaßen vor Wut und Behagen aus Nase und Mund, wie der Drache im Märchen.

Dieser Staatsminister entscheidet verantwortlich mit, was in unserer Gesellschaft als Krankheit, als Sucht zu gelten hat und was den Umgang mit der Zigarettensucht in der Öffentlichkeit anbelangt. Da das Zigarettenrauchen bis vor einiger Zeit im wahrsten Sinne des Wortes noch als salonfähig galt – der festliche Smoking wurde in früherer Zeit angelegt, wenn sich die Herren im Salon zum Rauchen trafen –, fällt der Staatsminister nicht unangenehm auf, sondern er darf tabaksuchtkrank, gewissermaßen als „Junkie“ die Geschicke der Bürger lenken.

Schon im frühen 19. Jahrhundert wurde der Begriff  „Sucht“ als ein in der Medizin veraltetes Wort definiert, welches zuvor ganz allgemein Krankheit bedeutete. In zusammengesetzter Form kommt es in vielen Kontexten der Alltagssprache vor: Schwindsucht, Fettsucht, Esssucht, Fallsucht, Gelbsucht, Trunksucht, Sehnsucht, Naschsucht, Suchtbeziehung, Kaufsucht, Suchttherapie etc. Das Wort „Sucht“ ist nicht verwandt mit „suchen“. Es geht auf „siechen“ (englisch sick) zurück, das Leiden an einer Krankheit.

Unserer aller ständige Sucht ist die Sehnsucht. Sehnsucht ist die Hauptsucht!

Wonach sehnen wir uns? Wir sehnen uns ständig danach, uns gut zu fühlen.

Wir sehnen uns letztendlich nach dem Vollkommenen, dem Heilen, der Geborgenheit. Die beunruhigende und faszinierende Krankheit Sucht zählt erst seit kurzer Zeit zum Wissensbestand der derzeitigen institutionalisierten Schulmedizin. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war zum ersten Mal in der Geschichte der Medizin von Krankheiten namens „Trunksucht"  und „Opiumsucht" die Rede. Wesentli­che Elemente des modernen Suchtbegriffs bildeten sich in der Zeit um 1800 heraus­, als ein neues Körperbild populär wurde und die Medizin begann, zwischen subjektivem Wohlbefinden und objektiver Gesundheit zu unterscheiden. Insgesamt entwickelte sich im Laufe der Aufklärung ein neues Wissenschaftsverständnis. Abhängigkeit wird in der Alltagssprache auf eine allgemein zwanghafte Verhaltensweise bezogen wie Tob-sucht, Eifer-sucht oder Geltungs-sucht. Der Begriff weist also auf gesellschaftlich nicht anerkannte Charakterzüge hin. In diesem Sinn werden „abhängige“ Menschen auch eher als sozial abweichend oder als Kriminelle angesehen denn als kranke Menschen. Im Duden wird Sucht mit „krankhafter Übersteigerung von Bedürfnissen“ definiert.

Der moderne Suchtbegriff im Sinne von Abhängigkeit bildete sich erst im 20. Jahrhundert aus. Anfänglich bezog er sich nur auf den Alkoholismus. Die heutige Medizin sucht grundsätzlich immer nach spezifischen Ursachen und spezifischen Krankheiten, die durch spezifische Heilmittel geheilt werden. Aber in der Biologie gibt es keine monokausalen Prozesse. Es sind immer viele Faktoren, die zu einer Krankheit führen.

Alle biologischen Systeme suchen permanent nach einem ausgeglichenen Zustand, einer Homöostase. So ist jeder Mensch ist in seinem Befinden „abhängig", z. B. von der Ernährung, von Sauerstoff, von der Zuwendung geliebter Personen oder von erreichten Leistungszielen. Eine solche Abhängigkeit kann aber durchaus das Maß des so genannten „Normalen" überschreiten und damit Krankheitswert er­halten. So kann sich die Abhängigkeit eines liebenden Partners vom anderen bis zur Hörigkeit steigern. Im engeren, medizinischen Sinn versteht man unter „Abhängigkeit" immer einen pathologischen behandlungsbedürftigen Zustand. Bei bestimmten krankmachenden Prägungen der emotionalen Struktur kann eine Abhängigkeitserkrankung entstehen, die herkömmlich als Suchtkrankheit bezeichnet wurde.

Heute betrachtet man Abhängigkeit/Sucht als multifaktoriellen Prozess, bei dem biologische, psychische, soziale und gesellschaftliche Faktoren zusammenwirken. Suchterkrankung entwickelt sich in einem multikausalen und interaktiven Prozess. Dem heutigen Suchtbegriff liegt eine un­gewöhnliche Auffassung von Krankheit zugrunde: Es ist eine Krank­heit der Gewohnheit, die eine relative Gesundheit vortäuscht. Die Anpassungsvor­gänge, die ein äußerliches Wohlbefinden erzeugen, gelten aber bereits als krankhaft.

Befreien Sie sich von Ihrer Abhängigkeit. Mit meiner tiefenpsychologischen multimodalen Psychotherapie helfe ich Ihnen, sich von Ihrer Sie quälenden Abhängigkeit zu befreien.